Offen sprechen, wo andere schweigen
“Das geht niemanden etwas an! Das ist mir peinlich!” – Mit diesen Worten beginnt eine Auseinandersetzung mit einem Thema, das oft lieber verschwiegen wird: Tabus im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). Am 30. Januar fand unser erster CSR-Circle des Jahres statt – und wir haben uns bewusst einem schwierigen, aber umso wichtigeren Thema gestellt.
Warum wir über Tabus sprechen müssen
Ob Schlafstörungen, Depressionen, Burn-out, Wechseljahresbeschwerden, Long Covid oder Suchterkrankungen – viele gesundheitliche Herausforderungen haben einen direkten Einfluss auf das Arbeitsleben, doch sie bleiben oft unausgesprochen. In unserer Gesellschaft, die sich Offenheit auf die Fahnen schreibt, herrscht dennoch Schweigen aus Scham oder Überforderung. Doch genau hier setzt ein modernes, nachhaltiges Gesundheitsmanagement an: Wie können Unternehmen eine Kultur schaffen, in der Betroffene Unterstützung finden, ohne Angst vor Stigmatisierung haben zu müssen?
Starke Stimmen für schwierige Themen
Gemeinsam mit meiner Co-Moderatorin Cornelia Dankl durfte ich durch einen Vormittag voller Erkenntnisse, Perspektiven und ehrlicher Gespräche führen. Unsere Expert:innen und Betroffenen teilten ihre Erfahrungen und boten wertvolle Einblicke in die Realität hinter den Tabus. Besonders bereichernd waren die Beiträge von:
- Birgit Pichler, Gesundheitsmanagement – Beratung und Training
- Dr. Veronika Pellikan Founder & CEO Wechselweise Medien GmbH, die sich intensiv mit den Herausforderungen der Wechseljahre im Berufsleben beschäftigt.
- Dr. Martin Reschl, Co-Founder Healthdoctors, der einen Blick auf die medizinische Seite dieser Gesundheitsfragen warf.
- Zwei Vertreter:innen der Anonymen Alkoholiker Österreich (AA), die eindrücklich schilderten, warum Suchterkrankungen am Arbeitsplatz oft unausgesprochen bleiben und warum damit niemandem geholfen ist.
- Jutta Olev von FEM Süd, die den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und betrieblichem Wohlbefinden beleuchtete.
- Florian Reiterer von MEN, der die Herausforderungen von Männerthemen wie psychische Erkrankungen thematisierte.
Gemeinsamer Appell an Unternehmen: Verantwortung übernehmen, Dinge ansprechen, geschützte Räume schaffen
Der CSR-Circle hat einmal mehr gezeigt, dass Gesundheit ein ganzheitliches Konzept ist, das körperliche, psychische und soziale Aspekte vereint. Unternehmen sind gefordert, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die nicht nur präventiv wirkt, sondern auch einen offenen und wertschätzenden Umgang mit gesundheitlichen Herausforderungen ermöglicht. Das bedeutet nicht nur, entsprechende Maßnahmen und Ansprechpersonen bereitzustellen, sondern auch eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Betroffene sich sicher fühlen, über ihre Probleme zu sprechen.
Mein Fazit: Ein mutiger, gelungener Auftakt für 2025
Wir haben uns – wie schon so oft – nicht vor schwierigen Themen gescheut. Der erste CSR-Circle des Jahres hat erneut gezeigt: Es gibt viel zu tun, aber ebenso viele engagierte Menschen, die bereit sind, diese Herausforderungen anzunehmen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, betriebliche Gesundheitsförderung zu enttabuisieren und neue, ehrliche Wege für eine gesunde, nachhaltige Arbeitswelt zu gehen.
Bildnachweis: Martina Draper