CSR CIR­CLE: SUS­TAINABLE FINAN­CE

CSR CIR­CLE: SUS­TAINABLE FINANCE

 
Die gro­ßen The­men, wie wir das Kli­ma „ret­ten“ kön­nen, sind mit den SDGs (UN Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals), dem Pari­ser Kli­ma­gip­fel, dem Green Deal und im öster­rei­chi­schen Regie­rungs­pro­gramm abgedeckt.

Die pro­gnos­ti­zier­ten Sum­men sind enorm, daher spielt das Finanz­sys­tem in der gan­zen Kli­ma­de­bat­te eine gro­ße Rol­le. Denn die Finan­zie­rung der Dis­rup­ti­on in Rich­tung einer kli­ma­neu­tra­len Zukunft für alle kann nur von Poli­tik, Finanz­in­dus­trie und Unter­neh­men gemein­sam getra­gen wer­den. Zahl­rei­che Podi­ums­gäs­te haben dar­über dis­ku­tiert, wie „Cli­ma­te Finan­ce“ aus­se­hen kann und was bereits auf Schie­ne ist.

Der Saal der Lab­stel­le war zum Bers­ten voll, das Inter­es­se am The­ma enorm. Bet­ti­na Kersch­bau­mer mode­rier­te wie immer wort­ge­wandt durch einen inter­es­san­ten Abend, der Ein­bli­cke in die Finanz­welt und deren Bei­trag zu einer kli­ma­neu­tra­le­ren Wirt­schaft beleuch­te­te. Das Cre­do lau­te­te: „Das Finanz­sys­tem kann das Kli­ma ret­ten, wenn wir es las­sen!“. Das The­ma Kli­ma ist mit star­ker Dyna­mik in der Bevöl­ke­rung ange­kom­men und ein außer­ge­wöhn­lich zen­tra­ler Bestand­teil des Green Deal der euro­päi­schen Kom­mis­si­on, die sich damit klar posi­tio­niert hat. Die­ser wur­de mit Rekord­tem­po erstellt, die Kli­ma­neu­tra­li­tät für Euro­pa bis 2050 noch im Dezem­ber von allen Regie­rungs­chefs mit Aus­nah­me von Polen beschlos­sen. Sei­tens der Poli­tik hat Jür­gen Schnei­der aus dem neu­en Kli­ma­schutz­mi­nis­te­ri­um unter­stri­chen, dass der Weg zur Kli­ma­neu­tra­li­tät gleich­zei­tig auch ein Inves­ti­ti­ons- und Inno­va­ti­ons­pro­gramm sei, aus dem wirt­schaft­li­che Chan­cen für die­se glo­ba­le Trans­for­ma­ti­on lukriert wer­den kön­nen. Öster­reich kön­ne sich als Vor­rei­ter posi­tio­nie­ren, wobei die Finanz­wirt­schaft hier als Ver­bün­de­ter zu sehen sei.

Die Finanz­wirt­schaft hat vie­len Regu­la­to­ri­en zu fol­gen, die teil­wei­se auch in Rich­tung Nach­hal­tig­keit aus­ge­rich­tet sind. Dazu zäh­len v.a. die welt­weit aner­kann­ten ESG-Kri­te­ri­en (envi­ron­men­tal, social, gover­nan­ce), eben­so wie MiFID II (Mar­ket in Finan­cial Instru­ments Direc­ti­ve) für öster­rei­chi­sche Wert­pa­pier­un­ter­neh­men, erläu­tert, Peter Linz­ner von denk­statt, der mit „Tomor­row“, einem nach­hal­ti­gen Giro­kon­to auf den Smart­phone, ein gelun­ge­nes Bei­spiel für neue Pro­duk­te nennt. Und Moni­ka Bäu­mel von der Volks­ban­ken­grup­pe, erwähnt auch gleich die Tat­sa­che, dass Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung nur mehr unter Berück­sich­ti­gung von Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en mög­lich sei, auch bei den Ban­ken selbst. Damit rücken Bemü­hun­gen von Unter­neh­men, ihr Kern­ge­schäft mög­lichst nach­hal­tig auf­zu­stel­len, noch stär­ker in den Fokus. Rosen­bau­er als bör­se­no­tier­tes Unter­neh­men sei zwar vom Kern­ge­schäft nicht als „grün“ zu bewer­ten, bemü­he sich aber als 150 Jah­re altes Unter­neh­men mit 50 % Fami­li­en­be­sitz um regio­na­le Pro­duk­ti­on und lie­fe­re mit sei­nen Lösch­fahr­zeu­gen welt­weit auch Lösun­gen bei Kli­ma­ka­ta­stro­phen, aktu­ell z.B. in Aus­tra­li­en, so Vanes­sa Scha­betz­ber­ger, zustän­dig für CSR bei Rosen­bau­er.

Die BONUS-Grup­pe ist laut Clau­dio Gli­go schon seit 1998 im Nach­hal­tig­keits­be­reich tätig und von Beginn an ÖGUT zer­ti­fi­ziert. Die Stra­te­gie habe sich bestä­tigt, wenn auch das Umfeld mit ESG-Kri­te­ri­en und Schwer­punkt Kli­ma heu­te völ­lig anders sei. So wür­den die neu­en Risi­ken, denen die Unter­neh­men durch den Kli­ma­wan­del zusätz­lich aus­ge­setzt sind, ins Kal­kül gezo­gen. Man set­ze auf Bestands­scree­ning inkl. lau­fen­der Bewer­tungs­ge­sprä­che mit inves­tier­ten Unter­neh­men zu Steue­rungs­zwe­cken. Ein wei­te­res Ziel sei es Min­dest­kri­te­ri­en  hin­sicht­lich Nach­hal­tig­keit,  wie bei­spiels­wei­se den UN Glo­bal Com­pact, zu erfül­len. Daher habe man auch die PRI unter­zeich­net. Die Orga­ni­sa­ti­on prüft, ob die PRI Stan­dards ein­ge­hal­ten wer­den und gibt der BONUS als Inves­to­rin ein fach­li­ches und qua­li­ta­ti­ves Feed­back, das bei der Wei­ter­ent­wick­lung hilf­reich ist. Schließ­lich weist Herr Gli­go auch dar­auf hin, dass es  bei Vor­sor­ge­kas­sen Bedarf für regu­la­to­ri­sche Anpas­sun­gen gebe, um auch „impact Invest­ments“ nut­zen zu können.

Mit rund € 200 Mrd. AUM (assets under manage­ment) einer der „big play­er“, war die Zurich Insu­rance Group durch Johan­na Köb, zustän­dig für „respon­si­ble invest­ment“, ver­tre­ten. Die Zurich sei das ers­te Unter­neh­men, das die Kli­ma­zie­le des 2050 UN Pledge unter­schrie­ben hat. Der­ar­ti­ge Bran­chen­grö­ßen kön­nen vor Kli­ma­ri­si­ken schüt­zen hel­fen, denn die bei­den letz­ten Jah­re sei­en auf­grund der Kli­ma­kri­se für Ver­si­che­run­gen die teu­ers­ten der Geschich­te gewe­sen. Es gehe viel um Sze­na­rio­ar­beit, auch die ESG-Kri­te­ri­en sei­en bei der Iden­ti­fi­zie­rung von Risi­ken hilf­reich. Impact Inves­t­ing bei Zurich sei kom­plett auf Kli­ma aus­ge­rich­tet, aber auch „dive­st­ment“ ste­he auf der Agen­da, denn Koh­le, Ölsand und Ölschie­fer sei­en kei­ne adäqua­ten Anla­ge­ka­te­go­rien mehr, was mit­tel­fris­tig oft her­aus­for­dernd sei. Einig sind sich alle Dis­kus­si­ons­teil­neh­me­rin­nen, dass Green Bonds der­zeit eine wich­ti­ge Rol­le in der Kli­ma­fi­nanz­welt spielen.

Die Run­de der Publi­kums­fra­gen brach­te noch wei­te­re Ver­tie­fung, z.B. zur Fra­ge der im Raum ste­hen­den Co2-Steu­er. Die­se sei all­ge­mein erwünscht, müs­se aber auf alle Ver­ur­sa­cher gerech­net wer­den und sol­le laut Johan­na Köb zwi­schen € 70,- und 80,- pro Ton­ne lie­gen. Das wür­de die Plan­bar­keit erleich­tern auch Wir­kung zei­gen. Wie Pri­vat­an­le­ger sich ein kor­rek­tes Bild machen könn­ten war auch The­ma, denn hier gebe es v.a. Nach­hal­tig­keits­be­rich­te als Infor­ma­ti­ons­quel­le, was die Ent­schei­dung nur mar­gi­nal erleich­te­re. Span­nen­de Alter­na­ti­ven zum Spar­buch, v.a. in der noch län­ger pro­gnos­ti­zier­ten Null­zins-Pha­se, könn­ten zusätz­lich Finan­zie­rungs­quel­len für Kli­ma­pro­jek­te erschlie­ßen. Auch hier sind geeig­ne­te Rah­men­be­din­gun­gen sei­tens der Poli­tik zu setzen.

Text: Busi­ness Art, 18.02.2020

Foto: Mar­ti­na Draper